Schon ehe Sie sich einen Wellensittich zulegen, sollten Sie darüber nachdenken, wie alt ein solches Tier werden kann. Schließlich werden Sie sich langfristig an diese neue Verantwortung binden, ähnlich wie bei einem Kind. Wie hoch die Lebenserwartung vom Wellensittich ist und wie Sie dafür sorgen können, dass Ihr Wellensittich möglichst alt wird, darauf gehen wir in diesem Artikel ein.
So alt werden Wellensittiche
- In freier Wildbahn bis zu 20 Jahre
- Bei Haustierhaltung durchschnittlich 8 Jahre
- Durch optimale Haltungsbedingungen kann die Lebenserwartung unter Umständen gesteigert werden

Lebenserwartung vom Wellensittich
Hinsichtlich der Lebenserwartung von Wellensittichen muss man ganz klar zwischen den Tieren unterscheiden, die in freier Wildbahn leben und denen, die im Käfig zuhause gehalten werden.
Wellis können in freier Wildbahn bis zu 20 Jahre alt werden, ein beachtliches Alter. Auch wenn sie in der Natur so manchem Fressfeind ausgesetzt sind, sind die Lebensumstände günstig. So können sich die Vögel frei bewegen und ihrem starken Drang zum Fliegen jederzeit nachkommen. Dieser Umstand trägt wesentlich zu einem langen Leben bei.
Entsprechend werden Wellensittiche, die als Haustiere gehalten werden, nur selten bis zu 20 Jahre alt. Bei guter Pflege ist eher von zehn Jahren auszugehen. Das Durchschnittsalter für Wellis, die im Käfig gehalten werden, liegt sogar nur bei acht Jahren.
Wodurch wird die Lebenserwartung der Wellensittiche beeinflusst?
In freier Wildbahn sind die Einflüsse relativ klar. Wellensittiche gelten bei größeren Tieren als beliebter Snack, sodass es dort vor allem Fressfeinde sind, die die Lebensdauer beeinflussen können. Doch auch Krankheiten sowie Perioden, in denen nicht genug Futter zur Verfügung steht, können zum frühen Ableben der Wellis in der Natur führen.

Schauen wir uns im Vergleich dazu an, wodurch die Lebenserwartung vom Wellensittich bei der Haustierhaltung beeinflusst wird. Schließlich ist hier in der Regel nicht mit Fressfeinden zu rechnen und es steht ausreichend Futter zur Verfügung. Was also sorgt dafür, dass Wellensittiche, die als Haustiere gehalten werden, oft nicht so alt werden, wie ihre wildlebenden Artgenossen?
Die Lebenserwartung von Wellensittich-Haustieren wird vor allem durch die folgenden Faktoren beeinflusst:
Brut und Überzüchtung
Die Wellensittiche, die als Haustiere angeboten werden, sind spezielle Züchtungen. Aufgrund einer sogenannten Überzüchtung, sind die Tiere weniger robust und daher stark anfällig für Krankheiten. So leiden Haustier-Wellensittiche deutlich öfter an Tumoren als ihre wildlebenden Artgenossen.
Besonders anfällig sind zudem die Bruttiere, denn diese leisten ihr ganzes Leben lang körperlich schwere Arbeit. Das Brüten zehrt an den Kräften, der Stresspegel steigt und die Abwehrkräfte sinken, sodass es vor allem bei Hennen, die ständig brüten, oft zu gesundheitlichen Problemen kommt und die Lebensdauer hierdurch verkürzt werden kann. Bruthennen werden daher oft nur zwischen fünf bis sieben Jahre alt.

Haltungsbedingungen
Vieles steht und fällt mit den Haltungsbedingungen des Wellensittichs. Darf dieser stressfrei in einer großen Voliere jeden Tag frei fliegen und lebt mit anderen Wellis zusammen in einer gut abgestimmten Gruppe, kann er auch in „Gefangenschaft“ 20 Jahre alt werden. Auch eine artgerechte Ernährung wirkt sich positiv auf die Lebenserwartung aus.

Doch leider sieht die Realität oft anders aus: Wellensittiche werden in viel zu kleinen Käfigen gehalten, und zwar meist alleine, was zur Vereinsamung führen kann. Sie erhalten nicht genug Freiflüge, sodass sie ihrem starken Bewegungsdrang nicht nachkommen können. Durch andauernden Lärm und ungünstige Lichtverhältnisse kann der Stresspegel extrem ansteigen. Wenn nun auch noch die Fütterung verkehrt läuft, hat der Welli meist keine Chance, ein wirklich hohes Alter zu erreichen. All dies sollte vermieden werden!
Außerdem kommt es maßgeblich auf eine gute Hygiene an, denn Wellensittiche, die in verschmutzten Käfigen leben, sind aufgrund eines geschwächten Immunsystems oft anfälliger für Krankheiten. Beispielsweise kann es zu einem Parasitenbefall kommen.
So kann man die Lebenserwartung beim Wellensittich erhöhen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die dazu beitragen können, dass auch ein als Haustier gehaltener Wellensittich ein höheres Alter erreicht. Wobei wir natürlich klar sagen müssen, dass es immer auch ein bisschen auf die Gene ankommt. Bei Wellis, die erblich vorbelastet sind, besteht natürlich auch bei optimalen Haltungsbedingungen und guter Pflege das Risiko, dass sie frühzeitig versterben.
Aber was kann man nun konkret unternehmen, um die Lebenserwartung beim Wellensittich zu verbessern? Wir verraten es Ihnen:
Kenntnisse in der Wellensittichhaltung aneignen

Natürlich wird jeder, der einen Wellensittich halten möchte, erst einmal mit keinerlei Vorkenntnissen starten. Das ist vollkommen normal. Allerdings sollten Sie sich schon vor der Anschaffung des Wellis mit dieser Vogelart auseinandersetzen, damit das Tier zumindest eine echte Chance auf ein gutes Leben bekommt.
Artgerechte Unterbringung
Idealerweise sollte der Wellensittich in einer großen Voliere leben können, in welcher er jederzeit frei fliegen darf. Ist dies nicht möglich, tut es auch ein größerer Käfig. Bei Käfighaltung ist allerdings zu beachten, dass der Welli täglich mindestens zwei Stunden Freiflug in einem sicheren Raum erhalten sollte.

Wellensittich niemals allein halten
Es gibt immer noch viele Menschen, die sich einen Wellensittich als Partner- oder Kinderersatz halten und romantische Vorstellungen davon haben, dem Welli das Reden beizubringen oder mit ihm kuscheln zu können. Fakt ist jedoch: Der Welli ist kein Kuscheltier!
Wellensittiche leben in freier Wildbahn immer in großen Gruppen von teilweise mehreren hundert Vögeln. Deshalb sollten sie bei Käfighaltung mindestens zu zweit, besser sogar in einer größeren Gruppe gehalten werden. Idealerweise werden zwei oder mehr Vögel gefunden, die sich hinsichtlich ihrer Charaktereigenschaften optimal ergänzen.
Wichtig!
Jeder neue Wellensittich, der bei Ihnen einzieht, sollte zunächst für einige Wochen in Quarantäne genommen werden. Nur hierdurch kann verhindert werden, dass bestehende Krankheiten versehentlich in die Gruppe eingeschleppt werden. Auch eine ärztliche Untersuchung des neuen Tieres ist zu empfehlen.

Unfälle
Unfälle sind ein häufiger Grund dafür, dass ein Wellensittich frühzeitig stirbt. Dies kann beispielsweise an einem ungesicherten Raum für den Freiflug liegen oder daran, dass die Katze den Welli verspeist. Außerdem kann es passieren, dass man versehentlich auf den Welli tritt oder sich darauf setzt oder dass er aus dem Fenster davon fliegt. Es ist daher immer Vorsicht geboten, wenn der Wellensittich frei fliegt.
Stress vermeiden

Wellensittiche sind überaus stressanfällig. Doch gerade Stress kann das Immunsystem schwächen, sodass die Tiere anfälliger für Erkrankungen sind. Deshalb ist Stress unbedingt zu vermeiden. Stellen Sie den Käfig an einem ruhigen Ort auf, also am besten nicht direkt zur Straße hin oder im Kinderzimmer.
Neben der Lärmbelästigung sollten auch ungünstige Lichtverhältnisse vermieden werden. Wellensittiche sehen komplett anders als der Mensch und sie nehmen ein deutlich größeres Farbspektrum wahr. Eine normale Beleuchtung wie wir sie für uns nutzen, erweist sich für den Welli daher als schlechte Wahl.
Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen

Es ist sinnvoll, den Wellensittich in regelmäßigen Abständen bei einem Tierarzt vorzustellen, um den Allgemeinzustand zu checken. Wenn Sie sich sehr gut mit Wellis auskennen, sehen Sie wahrscheinlich sofort, ob es Ihrem Tier gut geht oder nicht. Gerade Anfänger können dies jedoch oft nicht einschätzen.
Unser Tipp!
Führen Sie ein Gesundheitstagebuch, in welchem Sie alle Auffälligkeiten festhalten. Kommt es zu einer ernsthaften Erkrankung oder zu einem Notfall, kann das Tagebuch dem Tierarzt möglicherweise wichtige Hinweise liefern.
Artgerechte Ernährung

Futternot werden Wellensittiche, die als Haustiere gehalten werden, in der Regel nicht kennen. Das Problem besteht eher darin, dass sie zu viel Futter bekommen und häufig zudem auch noch Futtermittel, die vollkommen ungeeignet sind. Es drohen hierdurch beispielsweise Nährstoffmängel oder Übergewicht, welches wie bei uns Menschen auch zu weiteren Erkrankungen führen kann.
Wie eine artgerechte Ernährung für den Wellensittich aussieht, erfahren Sie in einem weiteren ausführlichen Artikel.
Wellis, die in freier Wildbahn leben, suchen ihr Futter selbst. Dieses Vergnügen haben sie als Haustiere oft nicht, da der Futternapf einfach nachgefüllt wird, sobald er leer ist.
Unser Tipp!
Machen Sie sich die Neugier des Vogels und dessen Trieb zunutze, indem Sie Futterspielzeuge verwenden. Auf diese Weise kann das Tier sein Futter selbst suchen. Gleichzeitig wird hierdurch Langeweile vermieden.
Optimale Hygiene
Achten Sie auf die bestmögliche Hygiene, damit sich keine Krankheitserreger einnisten können. Dies bedeutet:
- Alle Futter- und Wassernäpfe sollten täglich entleert, gründlich gereinigt und mit frischem Futter und Wasser befüllt werden
- Kotreste sind täglich aus dem Gehege zu entfernen
- Einmal pro Woche sollte der Vogelsand komplett erneuert werden
- Einmal im Monat empfiehlt sich eine Grundreinigung, in welcher der gesamte Käfig und alle Einrichtungsgegenstände gründlich gesäubert werden
Wichtig!
Eine Desinfektion ist nur dann notwendig, wenn sich bereits eine Erkrankung eingeschlichen hat. Verwenden Sie hierfür jedoch ausschließlich natürliche Desinfektionsmittel, die für Wellensittiche geeignet sind.