Wellensittiche sind bekannt dafür, dass sie handzahm werden und sich auch gern mit dem Menschen abgeben. Doch es ist wichtig, den Wellensittich langsam zu zähmen, damit er das notwendige Vertrauen gewinnt und keine Angst vor Ihnen hat.
Das Wichtigste vorab
Es spricht natürlich nichts dagegen, den Wellensittich zu zähmen. Allerdings sollte Ihnen dies nicht nur deshalb gelingen, weil Sie lediglich einen einzelnen Vogel halten. Wellensittiche benötigen Artgenossen, um sich rundum wohlzufühlen. Dies ist die Grundvoraussetzung, für ein langes, gesundes und glückliches Leben des Tieres. Schaffen Sie daher immer mindestens zwei Wellensittiche an.
So zähmen Sie den Wellensittich Schritt für Schritt
Machen wir uns nichts vor: Sie werden den Wellensittich niemals zähmen, wenn Sie nicht sein Vertrauen gewinnen.
Stellen Sie sich einmal die folgende Situation vor: Sie sitzen in einem kleinen, engen Käfig, futtern Körner und es nähert sich Ihnen ein Riese, der mit lauter Stimme auf Sie einredet, in den Käfig grabscht und Sie krabbeln möchte, ob Sie es nun wollen oder nicht. Klingt dies für Sie auch nur annähernd entspannend? Wohl eher nicht! Doch genau so fühlt es sich für den Vogel an, wenn Sie ohne Rücksicht auf Verluste auf ihn zugehen, um ihn dann zu zwingen, das zu tun, was Sie von ihm möchten.
Es ist also im ersten Schritt wichtig, dem Wellensittich zu vermitteln, dass Sie zu seiner „Gruppe“ gehören, auch wenn Sie deutlich größer sind und anders aussehen. Der Wellensittich muss merken, dass er sich auf Sie verlassen kann, dass Sie ihn beschützen und vor allem, dass Sie ihm nichts Böses antun.
Es geht also im ersten Schritt vor allem darum, das Vertrauen des Wellis in Sie so zu stärken, dass Sie überhaupt erst mit der eigentlichen „Zähmungsarbeit“ beginnen können.
Dies gelingt Ihnen am einfachsten, indem Sie den Vogel vor allem in den ersten Tagen nach seiner Ankunft im neuen Zuhause möglichst in Ruhe lassen, sodass er sich erst einmal an die neue Situation gewöhnen kann.
Wichtig!
Bei allen Dingen, die Sie unternehmen, um den Wellensittich zu zähmen, geht es immer nur darum, seine Interessen zu beachten. Tun Sie nichts, was der Vogel nicht möchte, denn ansonsten können Sie in nur einer unachtsamen Handlung das gesamte bisher erarbeitete Vertrauen wieder zerstören. Ob Sie es danach nochmals gewinnen, steht in den Sternen.
Konkret bedeutet dies: Kein Zwangsstreicheln oder -kuscheln, wenn es Ihr Vogel nicht möchte.
Die nachfolgenden Schritte haben sich als adäquat erwiesen, einen Wellensittich zu zähmen:
1. Mit Futter „bestechen“
Liebe geht durch den Magen, auch beim Wellensittich. Deshalb haben Sie die besten Chancen, das Tier zu zähmen, wenn Sie kleine Leckereien zur Hilfe nehmen.
Verwenden Sie das Lieblingsfutter Ihres Wellensittichs und befestigen Sie dieses von außen am Gitter. Am besten eignet sich Hirse, denn diese ist nicht nur bei den Wellensittichen beliebt, sondern kann auch sehr praktisch angewendet werden.
Auf diese Weise lernt der Wellensittich, dass er angstfrei zum Gitter kommen kann, ohne dass Sie direkt auf ihn zu stürzen. Das sollten Sie natürlich auch nicht tun!
2. Fütterung aus der Hand durch das Gitter
Hat sich der Wellensittich daran gewöhnt, die Hirse zu picken, ohne von Ihnen überrannt zu werden, können Sie den nächsten Schritt unternehmen. Klemmen Sie die Hirse nun nicht mehr von außen an den Käfig, sondern halten Sie sie fest und bewegen Sie sich dabei möglichst wenig.
In diesem Schritt lernt der Wellensittich, sich an Ihren Geruch zu gewöhnen, was das Vertrauen steigern kann.
3. Fütterung aus der Hand durch die Käfigtür
Es wird wieder einige Tage dauern, bis sich der Welli an die neue Situation gewöhnt hat und seine Scheu langsam ablegt. Ist er deutlich weniger schreckhaft als am Anfang, können Sie den nächsten Schritt gehen. Nehmen Sie die Hirse in die Hand und halten Sie sie durch die offene Tür in den Käfig. Ihr Handrücken sollte in diesem Fall nach oben zeigen.
Wichtig!
Schreckhafte Tiere können Angst bekommen und flattern möglicherweise panisch im Gehege herum. Lassen Sie sich hiervon nicht beeindrucken, sondern bewahren Sie Ruhe und ziehen Sie die Hand nicht panisch aus dem Käfig.
Stellen Sie fest, dass sich der Wellensittich auch nach einiger Zeit nicht an das Futter in Ihrer Hand traut, ist dies ein Zeichen für Überforderung. In diesem Fall sollten Sie erneut ein paar Tage durch das Gitter füttern.
4. Fütterung aus der Hand
Konnten Sie feststellen, dass Ihr Wellensittich begeistert aus Ihrer Hand frisst und hierbei keine Angst mehr hat, besteht der nächste Schritt darin, das Tier aus der offenen Hand zu füttern. Legen Sie hierfür einige lose Körner in Ihre Handfläche und halten Sie diese langsam in das Gehege.
Wichtig!
Zucken Sie auf keinen Fall zurück, wenn Sie ausversehen gepickt werden. Und verschließen Sie Ihre Hand nicht.
5. Den Wellensittich auf die Hand nehmen
Hat sich der Wellensittich erfolgreich einige Tage an Ihre Hand gewöhnt, wird er nichts mehr dagegen haben, wenn Sie ihn nun vorsichtig auf Ihre Hand setzen, um ihn aus dem Gehege zu nehmen.
Tricks, um die Bindung noch mehr zu stärken
Die Grundvoraussetzungen sind geschaffen, doch es gibt durchaus einige Tricks, die zusätzlich dazu beitragen, dass Ihr Wellensittich noch größeres Vertrauen fasst.
- Reden Sie möglichst oft mit Ihrem Vogel, damit er sich an Ihre Stimme gewöhnt
- Bieten Sie dem Tier verschiedene Spielzeuge an, auch direkt aus der Hand. Dies zeigt ihm, dass Sie sich für ihn interessieren und sich mit ihm beschäftigen möchten. Da Wellensittiche verspielt sind, stehen die Chancen gut, dass sich das Tier hierauf einlässt. Möglicherweise liebt es Ihr Wellensittich, Sie zu beschäftigen. Dies werden Sie schnell beispielsweise dadurch feststellen, dass das Tier ein Spielzeug herunterwirft und Sie es ihm immer brav wiedergeben
- Bedrängen Sie den Wellensittich niemals, denn dies würde das gesamte aufgebaute Vertrauen schnell wieder zerstören
Wie werden Wellensittiche in der Gruppe handzahm?
Vielleicht denken Sie, dass es sehr schwer ist, Wellensittiche in der Gruppe zu zähmen. Das stimmt jedoch nicht, denn hierbei besteht ein erheblicher Vorteil: Hat sich ein Tier bereits an Sie gewöhnt und seine Angst abgelegt, werden die anderen Wellis sehr schnell bemerken, dass keinen Gefahr besteht und sich diesem Verhalten entsprechend anpassen. Sie haben es daher deutlich leichter, mehrere Wellensittiche zu zähmen als einen einzigen Vogel.
Führen Sie einfach die Schritte wie oben beschrieben durch. Schnell wird sich herausstellen, dass einer der Wellensittiche möglicherweise mutiger ist und sich Ihnen schneller nähert. Es wird jedoch nicht lange dauern, bis auch der Partner sich hieran beteiligt.
Warum es sinnvoll ist, einen Wellensittich zu zähmen
Möchten Sie den Wellensittich zähmen, weil Sie jemanden zum Kuscheln brauchen, ist dies sicherlich die falsche Motivation, denn Vögel sind keine Kuscheltiere und sie werden es auch niemals werden.
Es gibt jedoch zwei entscheidende Gründe, aus denen es sich als sinnvoll erweist, den Wellensittich möglichst frühzeitig an den Menschen zu gewöhnen:
- Er lässt sich im Notfall bei einem Freiflug wieder einfangen und in Sicherheit bringen.
- Ist das Tier krank und muss dringend zum Tierarzt, erweist es sich als erheblicher Vorteil, wenn Sie ihm begegnen können, ohne dass der Vogel Angst vor Ihnen hat.
Wichtig!
Es sollte also immer aus Sicht des Vogels und nicht aufgrund des eigenen Vergnügens dafür gesorgt werden, dass sich der Wellensittich bei Ihnen sicher fühlt und Ihnen vertraut.
Wichtige Fragen und Antworten zum Thema Wellensittich zähmen
Nachfolgend möchten wir Ihnen Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Thema „Wellensittich zähmen“ geben.
Woran liegt es, dass mein Wellensittich nicht zahm wird?
Es kann durchaus passieren, dass es Ihnen trotz großer Anstrengungen nicht gelingt, den Wellensittich zu zähmen. Dies hat oft leider den ernsten Hintergrund, dass der Vogel bereits stark traumatisiert ist. So könnte er beispielsweise in einer schlechten Zucht aufgewachsen oder in der Zoohandlung verschreckt worden sein.
In diesem Fall sollten Sie sich damit abfinden, das Tier nicht zahm zu bekommen, denn andernfalls könnten Sie es aufgrund von Zwängen noch mehr verschrecken.
Kann der Wellensittich zu zutraulich werden?
Das ist durchaus möglich und grundsätzlich auch kein Problem. Allerdings kann es für den Vogel gefährlich werden, wenn er zu anhänglich ist. Schnell wird er hierdurch übersehen und kann beispielsweise zerquetscht werden, wenn er sich eher auf dem Stuhl platziert als Sie selbst.
Oder er ist bei der kleinsten Gelegenheit mit auf dem Balkon und damit auf und davon, weil er denkt, er kann Ihnen überall hin folgen. Deshalb ist es wichtig, noch sorgsamer zu sein, wenn der Wellensittich extrem zahm ist.
Kann ich meinem Wellensittich das Reden beibringen?
Wellensittiche sind überaus sprachbegabt, sodass sie durchaus reden und singen lernen können. Auch hierfür ist jedoch die Grundvoraussetzung, dass Sie sich ausgiebig mit Ihrem Tier beschäftigen und viel mit ihm reden.