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Das Foto zeigt einen kleinen Wellensittich, der Flüssigkeit mit einer Spritze bekommtA3pfamily / shutterstock.com

Zwangsernährung beim Wellensittich

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Es kann leider vorkommen, dass Sie Ihren Wellensittich zwangsernähren müssen, entweder weil er aufgrund einer Krankheit nicht fressen kann oder weil er nicht fressen will. Die Zwangsernährung ist in einem solchen Fall die einzige Möglichkeit, den Wellensittich vor dem Sterben zu retten.

Auf welche Art und Weise die Fütterung erfolgen muss und was dabei zu beachten ist, darauf gehen wir in diesem Artikel ein.

Was bedeutet eigentlich Zwangsernährung beim Wellensittich?

Im Prinzip bedeutet Zwangsernährung, dass Sie den Wellensittich füttern, indem Sie ihm die Nahrung beispielsweise mit einer Spritze in den Mund geben. Die Zwangsernährung wird nur dann durchgeführt, wenn der Welli allein nicht zum Fressen in der Lage ist und hierdurch zu verhungern droht.

In welchen Fällen wird die Zwangsernährung angewendet?

Zwangsernährung kommt beispielsweise in den folgenden Situationen zum Einsatz:

  • Bei Jungtieren, die sich nicht selbst versorgen können
  • Bei Wellis, die an einer schmerzenden Erkrankung wie beispielsweise der Kropfentzündung leiden

Welche Arten der Zwangsernährung gibt es?

Grundsätzlich lassen sich zwei Methoden der Zwangsernährung beim Wellensittich unterscheiden. Welche Variante sich in Ihrem Fall eignet, richtet sich nach dem Vogel und nach der jeweiligen Ausgangssituation.

Zwangsernährung mit der Futterspritze

Die Ernährung mit der Futterspritze eignet sich sowohl für die Aufzucht von Jungtieren als auch für die Behandlung von kranken Vögeln, die selber nicht fressen können oder wollen.

Das Foto zeigt einen Wellensittich beim Tierarzt, der Medizin verabreicht bekommtVita_Dor / shutterstock.com

Zwangsernährung mit dem Löffel

In diesem Fall wird Weichfutter mit einem Löffel verfüttert. Gerade für Jungtiere, die von der Mutter nicht gefüttert werden können, eignet sich diese Variante sehr gut. Schließlich haben die Jungen großen Hunger und gieren förmlich nach dem Futter auf dem Löffel.

Bei älteren oder schwachen Tieren ist die Methode jedoch etwas problematisch, da Sie hierbei viel Fingerspitzengefühl beweisen müssen. Schließlich haben die betroffenen Vögel oft keinen Hunger oder können aufgrund von Schmerzen nicht schlucken. Das bedeutet, dass Sie ihnen das Essen im wahrsten Sinne einflößen müssen, damit die Wellis wieder zu Kräften kommen.

Fazit

Egal welche Variante Sie letztendlich anwenden: Für erkrankte Vögel ist es leider meist eine Tortur. Es kann daher im schlimmsten Fall passieren, dass sie sich nicht päppeln lassen wollen und das Futter entweder ausspucken oder es zwar im Schnabel behalten, sich hierdurch aber selber den Rachenraum verstopfen.

In einem solchen Fall kann eine dritte Variante angewendet werden, allerdings nur von einem vogelkundigen Tierarzt: die Sondenernährung. In dem Fall wird eine sogenannte Kropfsonde, die auch als Kropfkanüle bezeichnet wird, bis zum Kropf geschoben, sodass der Welli das Futter automatisch aufnimmt, auch wenn er nicht will.

Achtung!

Auf keinen Fall sollten Sie die Sondenernährung selbst anwenden, da sie für den Welli gefährlich ist. Bei falscher Anwendung kann beispielsweise die Luftröhre durchstochen werden, was innerhalb weniger Sekunden zum Tod des Vogels führen würde.

Welches Futter verwende ich für die Zwangsernährung?

Das Foto zeigt einen Wellensittich, der aus einer Schale frisst, die von einem Menschen festgehalten wirdCherdchai Chaivimol / shutterstock.com

Für die Breifütterung gibt es ein sogenanntes Handaufzuchtfutter, welches als Pulver erhältlich ist und mit Wasser zu einem Brei verarbeitet wird.

Wichtig!

Achten Sie darauf, dass es sich wirklich um Handaufzuchtfutter handelt und nicht um normales Aufzuchtfutter.

Das ist bei der Zubereitung und Fütterung des Handaufzuchtfutters zu beachten:

  • Bereiten Sie das Futter entsprechend der Anleitung des Herstellers zu. In der Regel wird dafür das Pulver mit Wasser vermixt, sodass eine flüssige Masse entsteht. Der Brei darf nicht zu fest sein!
  • Die Temperatur des Breis sollte zwischen 30 bis maximal 38 °C liegen.
  • Wärmen Sie den Brei nicht noch einmal auf. Wenn er bei der ersten Fütterung nicht verbraucht wurde, rühren Sie für die nächste Fütterung neuen Brei an.
  • Verbrauchen Sie das Pulver umgehend, da es nur eine sehr kurze Haltbarkeitsdauer hat.
  • Achten Sie bei der Zwangsernährung unbedingt auf die optimale Hygiene. Für jede Mahlzeit verwenden Sie daher eine neue Spritze. Andernfalls ist eine gründliche Desinfektion (auch der Kanüle) wichtig. Für die Kanülen, die sehr robust sind, empfiehlt sich das Auskochen, damit die Bakterien absterben.
  • Säubern Sie den Vogel nach dem Füttern. Es sollten keine Breireste um den Schnabel herum und im Gefieder hängen bleiben.

Unser Tipp!

Sie können das Pulver nach dem Öffnen portionieren und einfrieren.

Es kann passieren, dass der Welli Durchfall bekommt. Das liegt an dem hohen Wasseranteil im Päppelfutter. Sollte der Durchfall über mehrere Tage anhalten, begeben Sie sich jedoch zu einem Tierarzt. Ggf. sind weitere Maßnahmen erforderlich.

Alternatives Futter für die Zwangsernährung beim Wellensittich

Haben Sie kein Handaufzuchtfutter griffbereit und muss es schnell gehen, können Sie als Alternative auch Babybrei verwenden. Achten Sie jedoch darauf, dass dieser keine Laktose enthält. Ansonsten würde der Welli erhebliche Verdauungsprobleme bekommen.

Wie viele Mahlzeiten benötigt der Wellensittich?

Das Foto zeigt einen Wellensittich, der Körner frisstArt Gang / shutterstock.com

Diese Frage können wir nicht pauschal beantworten, denn es kommt auf die jeweilige Ausgangssituation an. Sie sollten sich diesbezüglich von Ihrem Tierarzt beraten lassen, nachdem er den Welli begutachtet hat.

Grundsätzlich benötigen Jungtiere öfter Futter, dafür aber in kleineren Mengen. Wichtig ist, dass sie auch nachts alle paar Stunden gefüttert werden.

Erwachsene Wellis, die zwangsernährt werden, sollten mindestens dreimal am Tag Futter bekommen. Ist das Tier sehr schwach, empfehlen sich noch mehr kleine Mahlzeiten, bei denen jeweils ca. ein bis zwei Milliliter verfüttert werden. Bei drei Mahlzeiten sollte die Menge etwa drei bis vier Milliliter betragen.

Zwangsernährung selber durchführen oder nicht?

In einigen Fällen gestaltet sich die Zwangsernährung recht schwierig, sodass diese unbedingt von einem Tierarzt durchgeführt werden sollte, insbesondere, wenn eine Sonde verwendet wird. Doch auch bei einer einfacheren Variante mit Spritze oder Löffel sind Sie sich möglicherweise nicht sicher, ob Sie der Aufgabe gewachsen sind.

Es ist überhaupt kein Problem, sich einzugestehen, dass man sich die Zwangsernährung nicht zutraut. Besser so, als wenn Sie sich überschätzen und den Vogel verletzen.

Wenden Sie sich einfach an einen vogelkundigen Tierarzt. In der Regel gibt es die Möglichkeit, dass dieser den Welli stationär aufnimmt, sodass er vom Fachpersonal gefüttert werden kann, solange es notwendig ist.

Das Foto zeigt einen Wellensittich auf der WaageAbrym / shutterstock.com

Was ist, wenn die Zwangsernährung nicht hilft?

Es gibt leider Fälle, in denen die Zwangsernährung nichts bringt und der Vogel immer mehr geschwächt wird. Auch kann es passieren, dass der Vogel sein Leben lang auf die Zwangsernährung angewiesen sein wird.

Je nachdem, wie krank und belastet der Vogel ist, kann es leider notwendig sein, ihn von seinem Leid zu befreien. Der Tierarzt kann Ihnen auch in diesem Fall mit Rat und Tat zur Seite stehen.

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